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05. Oktober 2022
Von Soraya | Foto: Soraya
Interviews

«Es ist super wieder hier zu sein»: Warum Dale McCourt zurück in der Leventina ist und das Derby für einmal zur Nebensache wird

Die Stehplatzkurve in Ambri war an diesem Abend bedeckt mit einem meterlangen Tuch. Dass hinter diesem hell und dunkelblau gestreiften Stoff etwas am Tun war, wussten die meisten, die an diesem Abend die Gottardo Arena besuchten. Auch einer, der in der Mitte auf dem Eis steht: Dale McCourt.

Der Stoff ging zu Boden und dahinter verbarg sich eine Choreografie der Meisterklasse. Auf beiden Seiten hielten die Fans dunkelblaue Papierfetzen in die Höhe. In der Mitte der Kurve waren diese lila und dazwischen ragte das Logo des HCAPs heraus. Es war nicht das gewöhnliche Logo des Eishockeyclubs. Sondern eines mit dem Gesicht der Legende darauf. Doch wer an diesem ersten Derby der Saison dachte, dies sei alles, täuschte sich. Denn die Fankurve setzte noch einen obendrauf.

Eine Choreografie der Geschichte
Das Logo verschwand und ein Abbild von einem der letztgespielten Derbys McCourts erschien metergross in der Kurve. So wie er in der Kurve mit einem blauweissen Trikot gezeigt wurde, stand er mit ebendiesem Trikot auf dem Eis und betrachtete die Choreografie mit einem Hauch Glanz in den Augen. Immer noch sichtlich gerührt machte er Minuten später den Puckeinwurf. Die Halle bebt und feiert seine Legende, auch über 30 Jahre später noch.

Vor 45 Jahren wurde Dale McCourt als Overall Erster im NHL Entry Draft von den Detroit Red Wings verpflichtet. In der ersten Runde an erster Stelle gezogen zu werden schaffen nur die besten Spieler der Welt. Darunter waren in den letzten Jahren bekannte Namen wie Alexander Ovechkin, Sidney Crosby oder Nico Hischier.

In der NHL die Leidenschaft zum Eishockey verloren
Nach seiner Verpflichtung beim NHL-Spitzenteam Detroit war er jahrelang der beste Skorer des Teams und einer der besten der Liga. Wegen eines Trades, also einem internen Wechsel in der Liga, hätte er eigentlich für Los Angeles auflaufen müssen. Doch das wollte McCourt damals nicht. Er wehrte sich bis ins amerikanische Obergericht und gewann. Trotzdem spielte er bald nicht mehr für die Red Wings, sondern skorte weiter bei Buffalo und Toronto, beides auch NHL-Teams. Seine Beziehung mit der besten Eishockey Liga der Welt begann trotzdem an zu bröckeln. «Ich habe mich mit der Liga gestritten und in der NHL meine Leidenschaft zum Eishockey verloren», sagt McCourt. Deshalb habe er sich vor 38 Jahren für den Weg nach Europa entschieden. «Hier in Europa wollte ich neue Erfahrungen sammeln.»

Nicht nur Erfahrungen sammelte McCourt in Europa, sondern auch weitere Skorerpunkte. Mit rund 50 Punkten pro Saison war er in der damaligen Zeit nicht nur der beste Schütze in Ambri, sondern prägte auch das Schweizer Eishockey wie kein anderer. Mit Ambri schaffte er nach seiner Ankunft 1984 gleich den Aufstieg in die höchste Schweizer Eishockey Liga. Er schoss sich nicht nur zum Topscorer, sondern vor allem in die Herzen der Ambrifans. «Ich erinnere mich an die grosse Ambri-Familie, die auch heute noch nach etlichen Jahren dieselbe ist», sagte er vor dem Derby. Viele tragen in diesen Tagen sein Trikot und manch ein Fan konnte eine Unterschrift der Legende ergattern.

Zurück in Ambri dank den Fans
Dass er überhaupt nach so vielen Jahren wieder zurück in Ambri ist, ist der Ambri-Fanbewegung zu verdanken. Diese haben ihn zusammen mit dem Klub ins Tessin gebracht. «Es ist super wieder hier zu sein», sagte er mit einem Lachen auf seinen Lippen. In der Leventina wird er mit Jubel, einer Choreografie und einem Spezial-Editions-T-Shirt begrüsst. Was er während den acht Jahren im Tessin dem Klub gegeben hat und diesen weiterentwickelt hat, wurde ihm nun ein wenig zurückgegeben.

Als er das letzte Mal im Ambri war, stand die traditionstüchtige Valascia noch. Heute weisen noch einzelne Überreste drauf hin, was dort einmal war. Doch auch die Gottardo Arena gefällt der Legende: «Die Halle ist sehr professionell für einen National League Klub.» Welche Halle ihm besser gefällt, konnte er jedoch nicht beantworten. Klar ist jedoch, dass er in der Valascia so einiges erlebt hat und viele Erinnerung mit diesem Stadion verbindet. So wie manch ein anderer Fan des Klubs.

Auch wenn an diesem Abend das Derby für den HCAP verloren ging. Dale McCourt stahl mit seiner Anwesenheit jeden Sieg und wurde einmal mehr gefeiert.

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