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30. Dezember 2023
Von Soraya | Foto: Soraya

Eisige Notizen vom Spengler Cup

Das Tagebuch zum diesjährigen Spengler Cup mit Anekdoten rund um den HCAP. Die Erinnerungen an den letztjährigen Sieg des Spengler Cups sind noch tief in den weissblauen Herzen verankert. Nun hat der HC Ambrì-Piotta die Chance den Titel zu verteidigen. Während knapp einer Woche spielen die Leventiner in Davos und Gazzetta dell’Ambrì ist dabei.

31.12.2023: Cornflakes, Car, Ciao
Der letzte Tag des Spengler-Cup-Abenteuer ist angebrochen. Bevor die Leventiner das Hotel verlassen, wird noch ausgiebig gefrühstückt. Während der ganzen Woche musste das Personal mehrmals pro Morgen die Vorräte nachfüllen, wird eine Angestellte nach dieser Woche sagen. Besonders die Cornflakes seien beliebt gewesen. Auch mussten einige Spieler ihr Frühstück in der Bar einnehmen. Denn wenn auf einmal eine ganze Eishockeymannschaft samt Kinder und Frauen den Frühstücksraum stürmen, wird es im Frühstücksraum des Hotel Kongress eng. Ein irischer Gast konnte am Silvester-Abend gar nicht glauben, dass in diesem Hotel eine Hockeymannschaft übernachtete. Dieser besuchte einen Tag zuvor sein erstes Eishockeyspiel. Und er war begeistert.

Der HC Ambri-Piotta konnte das letztjährige Spengler-Cup-Märchen nicht wiederholen. Was bleibt ist die Erinnerung. Doch auch eine Verletzung mussten die Leventiner während dieser Woche hinnehmen. So verliess Verteidigungsminister Tim Heed nach einem Check im letzten Spiel das Eis. Im Training darauf hin fehlt von ihm jede Spur. Dennoch lässt er sich am Abreisetag zeigen, in dem er als letztes vom Team gemütlich in einen der beiden Cars steigt. Ciao Davos!
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30.12.2023: Straftraining, Sturz, Saufgelage
Der HCAP ist ein Tag zuvor gegen Frölunda regelrecht untergegangen. Die Enttäuschung über den verpassten Halbfinaleinzug ist immer noch gross bei den Leventinern. Dennoch geht es wieder mit dem Alltag weiter und somit einem Training. Ein langes Straftraining mit Sprints ist trotz des bitteren Resultats Fehlanzeige. Denn die Trainingseinheit bleibt kurz und harmlos. Verteidigungsminister Tim Heed fehlt auf dem Eis seit einem Check im Spiel gegen Frölunda, auch die Verstärkungsspieler in der Verteidigung (Julius Honka und Benoit Jecker) sind nicht mehr da. Dafür trainiert Peter Mueller weiter mit dem Team mit. Während die Herren in der Trainingshalle noch schwitzen, startet im Eisstadion das Meisterschaftsspiel zwischen den HCD Ladies und den HCAP Girls. Dabei spielt auch die Fanshop-Verantwortliche von Ambri, Nicla Gianettoni, als Captain mit. Ihre Arbeitskollegen vom HCAP-Sekretariat unterstützen sie dabei tatkräftig und feiern ausgelassen mit Sonnenbrille im Stadion. Sie sehen nicht aus, als wären sie nach der Niederlage ins Bett.

Ist das Training für Ambri vorbei, haben diese Feierabend. Die einen Spieler gehen auf das Jakobshorn, die anderen verweilen etwa im Hotel. Auch Tobias Fohrler. Seine Eltern sind wie bereits letztes Jahr ebenfalls am Spengler Cup, da wird die Familienzeit gross geschrieben. Vielleicht können sich einige noch erinnern an letztes Jahr: Vater Thomas verunfallte beim Schlitteln und brach dabei seinen Fussknöchel. Dieses Jahr bleibt er unverletzt, dennoch lässt der Vater schnell die Familie schocken, als er am Familientag auf den Schlittschuhen stürzt. Doch die Knochen und Knöchel bleiben ganz.
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29.12.2023: Fischfinken, Frölunda, Flasche
Die Türe zur Kabine des HC Ambri-Piotta steht einen Spalt offen. Aus diesem dröhnt Bass heraus, um das nervige Geräusch des Ventilators zu überspielen. Denn in der Kabine riecht es, als wären zehn Stinktiere gefangen. Drinnen laufen die letzten Vorbereitungen für das Viertelfinale. Die Schlittschuhe werden aufgestellt, die Trikots schön hergerichtet. Ein Blick unter die Sitzbänke zeigt, die Spieler haben nicht nur die Schlittschuhe dabei. Verstärkungsspieler Benoit Jecker vom HC Fribourg-Gottéron etwa versteckt dort seine Fischfinken. Draussen in den Katakomben trifft Ambri-Materialchef Bryan Grasser beim Kufenschleifen den Materialwart des finnischen Teams KalPa Kuopio. Der Finne nimmt einen heimischen Schnapps hervor und fragt: «Are you thirsty?» Grasser zögert nicht lange, geht in die Kabine und holt ebenfalls eine Flasche heraus. Die beiden Materialwarte prosten sich zu. Dort war die weissblaue Welt noch in Ordnung.

Später startet eine traurige Episode. Ambri verliert im Viertelfinal mit 0:5 gegen Frölunda und scheidet aus. Mit jedem Gegentreffer fliessen im Ambri-Familiensektor mehr Tränen bei Louis. Der Fünfjährige wird von seiner Mutter getröstet, denn der Vater spielt auf dem Eis. Es ist der Sohn von Stürmer Dario Bürgler. Nach der Partie sagt Bürgler und schmunzelt: «Er muss noch lernen zu verlieren.» Doch diese Niederlage sei beim Kleinen schnell wieder vergessen. Beim Vater von Louis sitzt die Enttäuschung wohl tiefer.
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28.12.2023: Kufenschutz, Kriechen, Kinder
Während der HCAP am Morgen trainiert, kommen plötzlich etliche Kinder in Eishockeyausrüstung kriechend der Bande entlang. Denn kurz zuvor endet im Eisstadion nebenan der UBS-Kidsday. Ausgewählte Spieler der Klubs haben den Kleinsten ihre Tricks weitergegeben. Was zwar nicht zu den Tricks gehört, aber jeder Junior und jede Juniorin seit klein weiss: Schlittschuhe dürfen auf keinen Fall den Betonboden berühren. Genauso ein Boden ist unter den Matten in der Trainingshalle. Auf einem Abschnitt von drei Metern fehlt jedoch diese Matte. Deshalb gehen die Kinder auf ihre Knie und kriechend weiter damit die Kufen nichts beschädigt werden. Ein junger Goalie aber benötigt Hilfe. Die HCAP-Girls-Spielerin Nicla Gianettoni steht zur Stelle und trägt den Jungen über den Betonboden.

Bei den Ambrì-Spielern darf der Kufenschutz nicht fehlen, auch nicht auf den Matten. Kaum verlassen sie das Eis der Trainingshalle, wird der blaue Stoff über die Kufen gestülpt. Danach geht es kurz in die Kabine und anschliessend auf das öffentliche Eisfeld. Denn der «Familyskate» steht auf dem Programm. Während Pauli Jaks in Adiletten an den Füssen und die Schlittschuhe in den Händen dorthin spaziert, trägt Kilian Zündel zwar seine Schlittschuhe mit Kufenschutz, aber hält die Kufen in den Händen. Diese gibt er beim Eisfeld angekommen in den entsprechenden Schlitz. Und dann beginnt das familiäre Schlittschuhlaufen. Die Kinder von Paolo Duca sowie Luca Cereda flitzen mit Inti Pestonis Tochter herum, während Dario Bürgler von seinem kleinen Sohn zu einem Match herausgefordert wird. Wer dieses Spiel gewonnen hat, bleibt unklar.
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27.12.2023: Reservation, Regeneration, Routine
Ambrì hat einen dichten Zeitplan. 24 Stunden nach der Niederlage steht bereits das nächste Spiel an. Nach dem Spiel gegen den HC Pardubice war es umso wichtiger neue Kräfte zu sammeln, um die zweite Partie zu gewinnen. Während die Spieler gegen KalPa Kuopio einen frischen Körper brauchen, ist es bei dem Trainer Luca Cereda einen frischen Kopf. Und wie kann man besser auf andere Gedanken kommen als bei einer Bobfahrt? Zumal in ganz Davos ohnehin mehr Glatteis ist als im ganzen Eisstadion. Zwar sitzt Cereda selbst nicht auf dem roten Bob, doch die Familie zieht diesen hinter sich her und hat sichtlich Spass.

Erholung und Regeneration braucht es nicht nur vor dem Spiel, sondern auch danach. Als die Partie zu Ende ist und die Spieler in der Kabine verschwinden, dauert es nicht lange, stehen sie in den Katakomben. Einige Spieler müssen bei Interviews noch die Fragen beantworten, andere dehnen oder fahren auf dem Hometrainer. Verteidiger Tobias Fohrler ist einer, bei dem der Hometrainer zur Routine gehört. Während er die Pedalen tretet, führt er ein Telefonat und reserviert gleich einen Tisch für vier Personen zum Abendessen. Regeneration und Reservation in einem.
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26.12.2023: Duschen, Durchgangssperre, Dienstleistung

Die Verspätung des vorherigen Tages wurde über die Nacht scheinbar ausgeglichen. Denn zur Teamsitzung vor dem Spiel erscheinen alle Spieler gar fünf Minuten früher. Kaum ist die Besprechung durch, geht es in Richtung Stadion. Jesse Virtanen, der als erster aus dem Hotel marschiert, muss anschliessend dem Team hinterher spurten. Denn als Vorderster einer grossen Gruppe voll Eishockeyspieler muss Virtanen auf der Strasse wohl als Touristenführer verwechselt worden sein und Auskunft geben. In die Eishalle haben es dennoch alle pünktlich geschafft.

Doch zuvor steht das Team vor einer Herausforderung. Denn statt rund um die eingezäunten Fernsehlastwagen zu laufen, um ins Stadion zu kommen, entscheidet Tobias Fohrler kurzerhand die ganze Mannschaft durch die Absperrung zu leiten. Auch ist es wieder der Verteidiger, der immer als Erster auf das Eis fährt. Der Grund ist die tiefe Trikotnummer fünf. Wo jedoch die Verteidiger nicht vorne sind, ist in der Dusche. Denn kaum ist die Partie abgepfiffen und einige Spieler noch beim Interview, spaziert der Stürmer Michael Spacek frisch geduscht aus dem Stadion. Diese tschechische Schnelligkeit zeigte sich auch im Spiel gegen HC Pardubice. Jedoch vom Gegner.
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25.12.2023: Taschen, Training, Tohuwabohu
Mit einer anständigen Tessiner Verspätung von 15 Minuten fahren zwei Busse vor das Teamhotel des HC Ambrì-Piottas. Die Spieler und ihre Familien sind da. Sie steigen aus, greifen nach ihren Taschen sowie Koffern und marschieren über die Strasse ins Hotel. Was kann schon passieren, wenn zirka 50 Personen auf einmal in der Hotel-Lobby stehen? Chaos. Einige Eishockeytaschen stauen sich im Nebenraum an, etliche Koffer und Taschen stapeln sich mitten in der Lobby und es ist kaum ein Durchkommen. Statt, dass die Spieler umgehend ihr Zimmer beziehen können, müssen alle noch einen Zettel für das Check-In ausfüllen. Es kann also noch dauern.

Eine Stunde später sind die Zettel ausgefüllt und das vorherige Chaos in der Lobby vergessen. Denn das Team steht auf dem Eis und trainiert für das Eröffnungsspiel gegen den HC Dynamo Paradubice. Die drei Verstärkungsspieler (Benoit Jecker, Peter Mueller und Julius Honka) integrieren sich bereits makellos in die Linien von Coach Luca Cereda. Doch beim Training geht schnell einmal die Zeit vergessen. Statt des eigentlichen Trainingsende um 18:00 Uhr steht Ambrì auch 15 Minuten später noch auf dem Eis. Die Tschechen sind nicht so erfreut und warten neben dem Eis, bis der letzte Leventiner rausgeht. Als die Eismaschine anschliessend aufs Tempo drückt und die Tschechen kurzerhand dennoch zu ihrem Training kommen, sind alle wieder glücklich. Dennoch zeigt sich, die 15 Minuten Verspätung der Busse des frühen Nachmittags sind nicht mehr einzuholen. Ob Ambrì gegen Pardubice am Dienstag auch eine Viertelstunde später anfängt zu spielen?

 

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