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05. September 2023
Von Fabiano | Foto: Fipo
HCAP News

Zum Rücktritt von Thomas Rüfenacht - ein paar persönliche Gedanken

Thomas Rüfenacht hat entschieden mit 38 Jahren seine Karriere zu beenden und die Seiten zu wechseln. So stand die Eishockey-Legende letztmals für die Biancoblù profimässig auf dem Eis. 

Acht Spiele machte Ruefy in der Leventina und erzielte dabei beim Sieg in Biel ein Tor. Grund genug, um eine Story über ihn an der Redaktionssitzung zur Gazzetta 80 vorzuschlagen. Sein Comeback(-versuch) erlangte in der Hockeyschweiz eine Menge Beachtung und schon so viel wurde über ihn geschrieben. Über die vielen Jahre seiner Karriere schrieb er so viele Geschichten und wurde zu einem der polarisierendsten Spielern der Schweiz. Wenn auf einen Spieler der Satz 'man hat ihn lieber im eigenen Team' zutrifft, dann auf Thomas Rüfenacht. 

Geht man nach der publizierter Artikeln, war es nicht nötig, dass auch die Gazzetta noch ein Interview von ihm will. Aber unser Anspruch ist es meist das Spezielle aus den Akteuren herauszuholen und die Extrameile zu gehen, die viele andere Medien nicht gehen können und so unseren Abonnenten Insides zu bieten, die man so nicht überall findet. Durch Rüfenacht schaute die ganze Hockeyschweiz nach Ambrì. Für uns war es am Ende ein Aufgelegter, um ihn in die Ausgabe zu nehmen. So gab es keine zwei Meinungen, ob der Artikel entsteht.

Der Kontakt zu Rüfenacht war in der heutigen Zeit von Social Media schnell hergestellt. Schon in den Mails der schweren Terminfindung wurde klar, dass man auf einen Mann ohne Starallüren trifft. Am Ende wurde es der 1. Mai in einem Starbucks im Zentrum von Bern. Mit Redaktionskolleg Fipo Schärli fuhr ich nach zweieinhalb Wochen Radfahren in Italien, wodurch ich mich nicht voll auf das Interview vorbereiten konnte, an diesem regnerischen Montag nach Bern. Ich freute mich sehr auf dieses Gespräch, aber durch die suboptimale Vorbereitung mischte sich eine Prise Nervosität rein. Eine solche Figur unseres Lieblingssports trifft man doch nicht gerade jeden Tag. Viel mehr als übliche Standartfragen habe ich mir nicht notiert. Da half es mir doch enorm gewisse Eckpunkte seiner Karriere im Kopf zu haben. 

Wir fingen Ruefy ab und setzten uns in eine einigermassen ruhige Ecke des Cafés, aber rundherum arbeiteten Studenten und tranken ihren Kaffee. Die nicht gerade sehr sportaffinen Leute werden ihn nicht erkannt haben, aber man Stelle sich diese Situation mit anderen Sportlern vor. Die vorhandene Nervosität war mit dem ersten Kontakt weg. Auf notierte Stichworte schaute ich kaum ein einziges Mal. Rüfenacht haben wir zu Beginn eine kleine Frage reingeben müssen. Daraufhin hat er ganz einfach geredet. Weitere Fragen hat er uns direkt beantwortet. Dabei ging er so sehr in die Tiefe, wie man es von anderen Interviewpartnern nur im Ansatz wünschen kann.

Er offenbarte uns Details, wie wir es niemals erwarten konnten. Auf der einen Seite schilderte er seine Verletztengeschichten in allen Details und liess bei den Tagen rund um den Tod seines Vaters in sein Innerstes blicken. Wie seine Gemütslage war, brachte er 1:1 und sehr authentisch rüber. Das Gespräch nahm seinen Lauf und wollte schier nicht mehr enden. Themen wären wohl nicht ausgegangen. Schlussendlich wurde es eine ganze Stunde Aufnahme. Die geplanten Seiten waren locker gefüllt und wir planten kurzerhand bei Möglichkeit mehr ein. Redaktionsleiter zu sein, hat auch seine Vorteile.

Die Minuten bei der Verabschiedung sind nicht inbegriffen. Ruefy drehte den Spiess um und interessierte sich ehrlich für unser Tun. Das war nicht gespielt und aus Höflichkeit, sondern brutal ernst gemeint. Dieses offene Treffen werde ich nie vergessen.

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